"100 Prozent Sicherheit gibt es nicht – es bleibt ein Restrisiko" - Simone Borris, Oberbürgermeisterin Magdeburg
Shownotes
„Verantwortung und Trauer – der 20. Dezember 2024“
Episode 5 des Podcasts „Drei Minuten Terror“
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am 20. Dezember 2024 hat tiefe Spuren in der Stadt und unter ihren Bürgerinnen und Bürgern hinterlassen. In dieser Episode des Podcasts „Drei Minuten Terror“ sprechen die Moderatorinnen Stefanie Westphal und Rainer Schweingel mit der Oberbürgermeisterin über den schockierenden Vorfall, die ersten Reaktionen und den langen Weg zur Verarbeitung der Ereignisse.
Die Oberbürgermeisterin berichtet von dem Moment, als sie von dem Anschlag erfuhr, während sie zu Hause am Sterbebett ihres Mannes war. „Es war surreal. Die erste Reaktion war: Das kann doch nicht wahr sein“, erzählt sie. Der emotionale Druck, gleichzeitig für die Stadt verantwortlich zu sein und die Trauer um ihren Mann zu tragen, führte zu einem inneren Konflikt, den sie eindrucksvoll schildert. Dieses Gespräch bietet einen emotionalen Einblick in die Herausforderungen, mit denen die Stadtverwaltung und die Oberbürgermeisterin konfrontiert waren, als die neuesten Informationen über die Anzahl der Verletzten und Toten ans Licht kamen.
Das Geschehen hat auch Fragen zur Sicherheit bei Großveranstaltungen aufgeworfen. Es wird diskutiert, wie die Stadt in zukünftigen Krisensituationen reagieren kann. Die Oberbürgermeisterin erklärt, dass es Katastrophenpläne gibt, die jedoch in ihrer Effizienz überprüft werden müssen, besonders im Hinblick auf die unvorhersehbaren und extremen Dimensionen des Anschlags. In der Episode wird die Notwendigkeit von Sicherheitsprotokollen und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden angesprochen, um in Zukunft besser vorbereitet zu sein.
Neben den administrativen Herausforderungen gibt es in der Episode auch Platz für persönliche Geschichten. So schildert die Oberbürgermeisterin, wie wichtig der Rückhalt ihrer Familie und Freunde in dieser schweren Zeit war. Gleichzeitig betont sie die solidarische Unterstützung der Bürger, die Spendenaktionen ins Leben riefen und bereitwillig halfen, wo sie konnten. „Es hat gezeigt, wie die Menschen in der Stadt zusammenstehen“, sagt sie und beschreibt die überwältigende Anteilnahme, die aus der ganzen Welt kam.
Ein zentrales Thema dieser Episode ist der Weg zur Aufarbeitung des Traumas. Die Oberbürgermeisterin erklärt, dass Gespräche mit den Betroffenen ein wichtiger Schritt sind und dass es bereits zu einem ersten Opfertreffen gekommen ist. Der Dialog soll dazu beitragen, dass die Stimmen der Betroffenen gehört werden und dass ihre Bedürfnisse in die Planungen für die Zukunft einfließen.
Darüber hinaus wird die Rolle des neuen Sonderausschusses diskutiert, der sich mit der Analyse der Sicherheitskonzepte sowie dem Verarbeiten der Fehler auseinandersetzt. Die Oberbürgermeisterin betont, dass es nicht allein um Schuldzuweisungen geht, sondern darum, aus den Vorfällen zu lernen und Sicherheitsstandards zu verbessern. „Wir müssen uns fragen, wie wir solche schrecklichen Vorfälle in Zukunft verhindern können“, lautet ihr Appell, der in der Episode eindrucksvoll transportiert wird.
Zusammenfassend betrachtet diese Episode nicht nur die tragischen Ereignisse des 20. Dezember 2024, sondern auch die Elemente von Hoffnung, Zusammenhalt und die Verantwortung, die die Stadt Magdeburg dazu antreiben, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Ein einfühlsames und aufrüttelndes Gespräch über Trauer, Verantwortungsbewusstsein und die Notwendigkeit, die Gesellschaft auf einen neuen Weg der Sicherheit und des Schutzes zu führen.
🎧 Kapitelmarken:
00:00:12 Der Moment des Anschlags
00:05:45 Erste Reaktionen und persönliche Konflikte
00:10:30 Sicherheitskonzepte und Krisenmanagement
00:15:20 Rückhalt der Gemeinschaft und Solidarität
00:22:10 Gespräche mit Betroffenen und Aufarbeitung
00:27:45 Der Sonderausschuss und die Zukunft
00:32:00 Hoffnung und Verantwortung
00:36:30 Abschlussgedanken und Ausblick
00:00:15 Einleitung zum Anschlag
00:03:51 Ankunft am Weihnachtsmarkt
00:06:35 Emotionale Reaktionen und Verantwortung
00:08:20 Unterstützung für die Opfer
00:12:07 Katastrophenschutz und Vorbereitung
00:15:15 Aufarbeitung und Verantwortung
00:17:23 Sicherheitskonzepte und deren Grenzen
00:19:35 Hilfe für die Betroffenen
00:23:06 Stimmungslage nach dem Anschlag
00:25:13 Weihnachtsmarkt: Planung und Erwartungen
00:29:03 Freude und Zuversicht für Magdeburg
00:30:02 Politische Verantwortung und Druck
00:32:15 Ausblick auf Untersuchungsausschuss und Prozess
Transkript anzeigen
00:00:06: Der zwanzigste Dezember, zwei tausendvierundzwanzig, steckt uns allen noch in den Gliedern, insbesondere den Magdeburgerinnen und Magdeburgern.
00:00:15: Wir wollen heute mit der Oberbürgermeisterin darüber sprechen, wie sie diesen Anschlag verarbeitet hat und was es mit ihr und ihrer Stadt gemacht hat.
00:00:25: Herzlich willkommen zum Podcast drei Minuten Terror.
00:00:28: Mein Name ist Stefan W. Westphal.
00:00:31: Und auch heute Wenn ich nicht alleine bei uns im Studio, sondern bei mir ist, wie immer, Rainer Schweinkel.
00:00:36: Hallo,
00:00:37: Frau Boris.
00:00:39: Der Anschlag fliegt schon eine Weile jetzt zurück.
00:00:41: Wie haben Sie an dem Tag von dem Anschlag erfahren?
00:00:46: Ich bin zu Hause gewesen am Bett meines Mannes und wir haben zusammen das Fußballspiel des ersten FC Magdeburg in Düsseldorf geguckt.
00:00:54: Und ich hatte dann einen Anruf.
00:00:56: vom Geschäftsführer der Weihnachtsmarkt GmbH, der auf dem Rückweg von Goslar gewesen ist und den Beigeordneten für Ordnung und Sicherheit nicht erreicht hat.
00:01:03: Und deswegen versucht er mir zu sagen, was passiert ist.
00:01:07: Und er hat das im Prinzip mit dem Satz angefangen, es gab einen Anschlag in Magdeburg mit mehreren Toten und die erste Reaktion so im Kopf war, nee, es kann jetzt kein Spaß sein, damit macht man kein Spaß, aber es war so unrealistisch, ja, das ist in Magdeburg.
00:01:24: so etwas gegeben haben soll, das war total surreal.
00:01:29: Was waren so ihre ersten Gedanken in dem Moment?
00:01:32: Was tut man dann?
00:01:34: Ich glaube, wenn man ist erstmal, wie gesagt, hat die Überlegung, das kann nicht sein, das stimmt nicht, bis zu dem Moment dann zu überlegen, was macht man jetzt tatsächlich, wie reagiert man darauf?
00:01:45: Und ich war nun in der Situation gefesselt zu sein, also auch nicht wegzukönnen, weil ich war mit ihm alleine.
00:01:53: Hab dann später den Anruf vom Ministerpräsidenten dann auch gehabt, weil man dann angefangen hat im Hintergrund eben auch zu gucken, was passiert jetzt, also Pressekonferenz und solche Geschichten.
00:02:04: Wer muss wohin kommen?
00:02:05: und ja, ich weiß ja, dass es dann im Hintergrund auch einen Katastrophenplan gibt, also das im Prinzip dann auch klar ist, wer wen anzurufen hat und hab dann auf die nächsten Reaktionen gewartet halt.
00:02:21: Das
00:02:22: habe ich bei mir gemeldet.
00:02:23: Man steht dann bei so einem Anruf sofort unter Strom und extremer Anspannung.
00:02:29: Wann haben Sie so realisiert, dass es jetzt nicht vielleicht ein Unfall war, was schon schlimm genug wäre, sondern möglicherweise oder einen tatsächlichen Vorgang mit Absicht?
00:02:39: Zumindest in dem Moment, als dieses Video dann ideal gewesen ist, das ging ja relativ zügig.
00:02:44: Und wenn man dann gesehen hat, wie die Menschen da zur Seite geflogen sind, wie knickende Strohhalme.
00:02:50: dann ist es doch realistisch gewesen, dass da was ganz Schreckliches passiert sein muss.
00:02:55: Und man hat dann, wie gesagt, ich hab dann so im Kopf hin und her überlegt, was machst du jetzt eigentlich?
00:03:00: Also du kannst ja eigentlich nicht weg, aber du musst ja auch da sein für die Menschen, du musst eben auch Rede und Anfurt stehen können vor
00:03:08: Ort.
00:03:08: Also auch dieser Ziel bald.
00:03:12: Eigentlich kannst du nicht weg, aber du bist ... in der Verantwortung und in der Verpflichtung, eben was zu tun.
00:03:18: Vielleicht noch zu erklären, was wir dazu sagen.
00:03:20: Sie saßen zu Hause am Sterberbett ihres Mannes, dem zu dem Zeitpunkt extrem schlecht war, gegen uns sie in den letzten Stunden begleitet haben und in diesem Moment auch diese dramatische Nachricht erhalten haben.
00:03:32: Es war absehbar, dass es nicht mehr lange dauert, genau.
00:03:35: Und das war eben auch der Punkt, wo man überlegt, ja, Wie kommst du jetzt dahin?
00:03:41: Haben dann auch den Fahrer gebeten, der hat mich dann abgeholt, hat meine Tochter mitgebracht und die hat dann quasi meine Wachposition übernommen und bis zum Rückkehr dann.
00:03:51: Ja,
00:03:52: als sie dann am Weihnachtsmarkt eintrafen, welche Situation, welches Bild hat sich dafür sie geboten?
00:03:59: Wir sind auf das Genände gar nicht mehr gekommen.
00:04:00: Wir konnten auch nicht mehr ins Rathaus für die Pressekonferenz, sondern sind dann quasi an der Johanneskirche vorbeigefahren, an dem vielen Polizeiautos und an dem Rathaus, wo eben auch hellere Röste gewesen ist.
00:04:13: Und dann zum Opernhaus umgeleitet worden.
00:04:15: Dort hat die Pressekonferenz tatsächlich stattgefunden.
00:04:18: Also auch alle Medienvertreter sind dorthin geleitet worden.
00:04:21: Und als wir angekommen sind, war da eben auch schon die ganze ... waren die ganze Medi-Vertreter schon vor Ort gewesen.
00:04:29: Und das Opernhaus hatte eine Veranstaltung gehabt, die haben die dann unterbrochen, abgebrochen und quasi alle Gäste gebeten, das Haus zu verlassen.
00:04:38: Sie sind langjährig nach Verwaltung über dreißig Jahre, haben schon viele Situationen in Magdeburg und im Umfeld beruflich privat natürlich erlebt.
00:04:46: Wenn so eine Situation eintritt, wie sie am zwanzigsten Dezember eingetreten ist in Magdeburg, wie muss man sich das da vorstellen?
00:04:52: Wie lässt sich eine Oberbürgermeisterin dann Ins Bild setzen über eine Situation, über die die meisten ja noch gar keinen Überblick haben.
00:05:01: Ich bin von den Kollegen vor Ort informiert worden.
00:05:04: Es waren ja einige Vertretungen da.
00:05:07: Dr.
00:05:07: Zichang war vor Ort, Herr Haseloff.
00:05:10: Und ich habe dann die Zufufe bekommen.
00:05:12: Mittlerweile war dann der Ordnungsbeigeordnete auch mit unterwegs.
00:05:15: Und die Informationen überschlugen sich.
00:05:18: Also es war erst von ... ... vierundsechzig verletzten die Rede und ein, zwei, drei Tote.
00:05:25: nahmen dann explosiv zu.
00:05:27: Die gesamte Dimension, die ist an dem Abend gar nicht deutlich gewesen, das hat sich dann erst nach und nach hergegeben.
00:05:34: Sind Sie als Oberbürgermeisterin quasi quasi Qua ihres Amtes automatisch Teil eines Krisenstabes oder eines oder vielleicht sogar die Vorsitzende, welche Funktionen nehmen Sie in solchen Situationen, ich sage mal normalerweise ein?
00:05:47: Zumindest die Entscheiderin, was Krisen betrifft, also dann zu sagen, wenn der Krisenstab ... die Situation dargestellt hat, was die nächsten Schritte sein sollen.
00:05:56: In dem Moment hier war es ja aber so, dass mehrere Bereiche betroffen waren, also dass auch die Innenministerin mit vor Ort gewesen ist, dass der Ministerpräsident auf die Situation mit reagiert hat und so einen regulären Krisenstab, wir an dem Abend natürlich nicht einberufen haben, sondern es hat jeder versucht, an der Stelle, wo er war, seine Aufgabe zu erledigen.
00:06:17: Jetzt sind sie ja natürlich nicht nur die Oberbürgermeisterin von Magdeburg, sondern natürlich auch eine Einwohnerin, wie sehr haben Sie an dem Abend um Ihre Stadt gebannt?
00:06:27: Das war meines Erachtens in der Pressekonferenz auch sehr deutlich, wie mich das geschockt hat, dass es in meiner Stadt passiert und in dieser Dimension passiert ist.
00:06:36: Damit hat niemand gerechnet, dass Magdeburg-Ziel eines solchen Anschlages ist.
00:06:40: Also ich war erschüttert, fassungslos, wie so was passieren konnte.
00:06:48: Jetzt müssen Sie ja gleichzeitig aber auch ein Stück weit funktionieren als Oberbürgermeisterin.
00:06:53: Wie haben Sie diesen Spagat hinbekommen zwischen, ja, wie haben Sie sich da motiviert?
00:07:00: Ich glaube, das kommt automatisch, weil die Verantwortung, das Verantwortungsbewusstsein habe ich über die Jahre hinweg für andere Krisen in meiner anderen Funktion auch gehabt.
00:07:09: Und es ist einfach eine intrinsische Motivation zu sagen, du musst jetzt da sein, du musst jetzt eben auch die Schritte gehen, die notwendig sind.
00:07:18: Was waren Ihre ersten Schritte, die Sie gegangen sind?
00:07:21: Die Teilnahme an der Pressekonferenz war das erste.
00:07:24: Am nächsten Tag konnte ich dann leider nicht an den verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen.
00:07:28: Es war ja dann der Bundeskanzler war vor Ort gewesen und da habe ich im Nachhinein auch Stimmen gehört, die sagten, warum war die Urbürgermeister nicht dabei, die konnte nicht dabei sein, weil dann war das Ereignis eingetreten, dass mehr man verstorben war und ich musste dann halt eben auch die nächsten Schritte dort begleiten, wie ... Sie wissen ja, was es dann folgt, im Totenschau und so weiter.
00:07:50: Und wir haben dann aber waren im Telefonkontakt mit den verantwortlichen Kollegen, mit der Bürgermeisterin, die mich dann an der Stelle vertreten hat und mit dem Ordnungsbeigeordneten haben dann auch abgestimmt die Pressekonferenz, die an dem Tag dann im Rathaus stattgefunden hat.
00:08:04: Am späten Nachmittag, glaube ich, war das.
00:08:06: Und dann auch vereinbart, wie wir im Kontakt bleiben, weil die Verwaltung war ja quasi im Jahresendurlaub.
00:08:13: Eier zwanzigste Dezember war der letzte Arbeitstag und dann war im Prinzip ja niemand vor Ort.
00:08:19: Das Rathaus war faktisch geschlossen.
00:08:21: Das heißt, mussten sich jetzt Kommunikationsebenen einholen.
00:08:25: Ich habe auch mit den Stadtratsfraktionen telefoniert, mit den Vorsitzenden und hinterfragt, ob eben vom Rathaus da etwas passieren soll mit denen gemeinsam.
00:08:36: Das haben wir dann erst mal nach hinten geschoben.
00:08:37: Wir haben dann auch den Krisenstab sozusagen einberufen, haben uns dann Gedanken gemacht, wie wir in der Struktur jetzt weiter vorangehen, was die nächsten Schritte sein sollen, Aufarbeitung, war zu dem Zeitpunkt und diskutiert, aber eben auch noch nicht zu Ende gesprochen worden.
00:08:52: Ich war am Zweiundzwanzigsten dann mit dem Ordnungsbeigeordneten in den Krankenhäusern bei dem Feuer bei verschiedene Feuerwehren und wir haben da eben auch mit den Kollegen gesprochen, wie es denen so geht und auch mit Opfern, die im Krankenhaus gelegen haben, also einfach auch um zu zeigen, dass wir Anteil nehmen, dass wir da sein wollen für die Menschen.
00:09:12: Wobei das eine Schwierigkeit ist, aus datenschutzrechtlichen Gründen haben wir im Nachgang die Kontaktdaten gar nicht gehabt, sondern erst später die Polizeiliste bekommen.
00:09:23: so dass wir erst viel später auf die Betreffenden hätten zugehen können oder sind auch erst später auf die zugegangen mit, schreiben, dass wir eben auch Hilfe anbieten.
00:09:33: Wir haben am einundzwanzigsten das Konto, das Spendenkonto eingerichtet, wo am zwanzwanzigsten Dezember dann schon zweihundertzwanzigtausend Euro eingegangen waren.
00:09:41: Das hat ihm auch gezeigt, wie sehr die Stadt, wie sehr die Menschen in der Stadt und darüber hinaus auch Anteil genommen haben.
00:09:49: Jetzt haben Sie die Menschen unterstützt, die geholfen haben.
00:09:53: haben die Opfer und ihre Angehörigen unterstützt.
00:09:55: So haben sie denn Hilfe und Beistand gefunden?
00:09:58: Ich habe einen super tollen Freundeskreis und meine Kinder, meine Tochter, insbesondere ist auch für mich da gewesen in der Zeit und hat mich da auch begleitet und unterstützt.
00:10:09: Ja, und ich habe natürlich auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehabt, die auch ins Rathaus gekommen sind.
00:10:14: Im achtenszwanzigsten haben wir uns denn da getroffen persönlich und nicht nur per Zoom und haben dann eben dort die nächsten Schritte miteinander vereinbaren können.
00:10:23: was wir tun.
00:10:23: Die Spendenrichtlinie zum Beispiel ist ja in der Zeit dann auch erarbeitet worden und wir haben unverzüglich dann eine Stadtratssitzung am fünften Januar gehabt, um die Marschrichtung festzulegen, wie wir das Geld auch an die Menschen verteilen, weil es war dann schon über eine Million an Spendenmitteln eingegangen, die ja irgendwo auch sinnvoll den Menschen zuteilwerden werden sollte.
00:10:46: Gibt es für solche Ereignisse, da kann man ja natürlich nicht planen, das ist klar, aber gibt es für solche Ereignisse bestimmte Katastrophenpläne, also auf dem Hochwasser kann man sich ja vielleicht noch halbwegs vorbereiten, das heißt man ein, zwei, drei Tage vorher, aber auf solche Ereignisse ist ja praktisch nicht planbar, aber gibt es innerhalb der Verwaltung und der Katastrophenschutz, des Katastrophenschutzes bestimmte Pläne, wie man dort reagiert?
00:11:12: Also es gibt es grundsätzlich natürlich, es gibt auch Katastrophenschutzübungen, die wir umsetzen, war einmal ein kompletter Stromausfall zum Beispiel.
00:11:21: Man übt das dann, aber die Realität ist dann doch etwas anderes.
00:11:24: Das hat auch gezeigt, dass der Einsatzleiter da an dem Tag Entscheidungen getroffen hat, nicht erst das Gelände hat von der Polizei observieren lassen, sondern vorher gesagt hat, wir gehen da rein.
00:11:34: Und das war auch eine Entscheidung, die viele Menschen das Leben gerettet hat an diesem Tag.
00:11:38: Und der besondere Umstand was auch nicht planbar ist, dass ihm viele medizinisch versierte Kräfte dort vor Ort gewesen sind und schnell Unterstützung und Hilfe geleistet haben.
00:11:48: So wie viele zivile Ersthelfer.
00:11:49: Also das muss man wirklich sagen, was an dem Tag an Unterstützung dort stattgefunden hat für Menschen, die sie untereinander auch gar nicht gekannt haben.
00:11:57: Und der Vorteil war eben, dass unsere Rettungskräfte Feuerwehr und Polizei, dass sie auch oftmals in gemeinsamen Konstellationen geübt haben, wie solche Vorfälle zu behandeln sind.
00:12:07: Ach, an der Dimension.
00:12:09: in der Bundesrepublik noch nie gegeben.
00:12:11: Und darauf kann man sich nicht vorbereiten.
00:12:13: Das muss dann einfach vor Ort funktionieren.
00:12:15: Magdeburg hat schon sehr, sehr viele schwere Schicksalsschläge in seiner Geschichte hinnehmen müssen.
00:12:21: Dreißigjährige Krieg hatte die Stadt quasi in dem Erdboden leicht gemacht.
00:12:24: Wir sechzehn, die Annahauer, neunzehntfünfundvierzig.
00:12:26: Die Bombardierung der Stadt ist vielleicht auch in dieser Kategorie einzuordnen.
00:12:33: Wo sehen Sie da jetzt diesen diesen Anschlag von Magdeburg in Bezug auf die geschichtliche Bedeutung?
00:12:39: auch und die Bedeutung für die gesamte Stadt, vielleicht auch mit dem Blick in die Zukunft.
00:12:43: Ich denke, man kann dieses Ereignis durchaus in diese Kette einreihen, weil es wird uns noch ewig beschäftigen, gerade auch die Menschen, die jetzt langfristig Zeit ihres Lebensschäden davon tragen.
00:12:54: Für die wird das einfach auch ein Muss sein, dass wir als Stadt diesen Tag würde ich begehen, dass wir auch dann an das Attentat denken und da auch ein vernünftiges Gedenk, also vernünftige Gedenkveranstaltungen auch miteinander begehen.
00:13:08: was auch den Wünschen der Betroffenen entsprechen sollte.
00:13:10: Also wir werden auch versuchen, die in die Wünsche mit einzubeziehen.
00:13:15: Seit diesem schrecklichen Tag diskutiert natürlich alles.
00:13:18: Wer hat Schuld an diesem Anschlag?
00:13:20: Wie sehen Sie das?
00:13:23: Die Schuldfrage wird ja von vielen Seiten mit einer bestimmten Antwort versehen.
00:13:27: Die würde ich jetzt nicht bringen, weil darum geht es meines Erachtens nicht, sondern um die Frage, wer trägt, welche Verantwortung, wer sieht auch an welcher Stelle Veränderungsnotwendigkeiten.
00:13:37: Wir haben zum Beispiel sofort im Januar einen Sonderausschuss als Stadt gegründet, der jetzt sukzessive mit den Sitzungen versucht, das Geschehen aufzuarbeiten und zu gucken, wo sind Fehler passiert, die sind passiert.
00:13:49: Da braucht man sich auch nicht zurückzuziehen und zu sagen, es ist alles gut gewesen.
00:13:54: Und wie man mit diesen Erfahrungswerten oder mit diesen Fehleranalysen umgeht, was man für die Zukunft halt besser machen muss und anders machen muss.
00:14:02: Aber ich muss auch diesen Satz nochmal sagen, den Unser Veranstaltungs-Sicherheitsbeauftragter wie VVS gebracht hat.
00:14:10: Alles, was man hätte anders machen können, hätte nicht verhindert, dass das passiert wäre.
00:14:14: Oder es wäre an einer anderen Stelle etwas Ähnliches passiert.
00:14:17: Weil wer das machen will, der tut das Ganze auch.
00:14:20: Da hatten wir hier jemanden zu Gast, dessen Frau dort geschädigt wurde in einer anderen Folge.
00:14:26: Und er schilderte uns, dass er bereits im Vorjahr genau an der Stelle, wo der Attentäter reingefahren ist, gesagt hat, Mensch, hier könnte jemand locker mit dem Auto reinfahren.
00:14:37: Hat man diesen Gefahrenpunkt einfach übersehen oder nicht beachtet?
00:14:43: Wieso stand da nichts?
00:14:44: Hier ist in der Sondernutzungserlaubnis festgeschrieben, weil die Feuerwehr bestimmten Einfahrradius braucht, dass das als Rettungsschneise für die Feuerwehr eben auch offen gehalten werden muss.
00:14:57: mindestens vier Meter breiter.
00:14:59: Weil wie gesagt, wenn man einfährt, braucht man gewissen Kurvenradius mit den Feuerwehrfahrzeugen, weil man natürlich an die Brandsituation gedacht hat, die dort passieren könnte oder ähnliche Geschichten.
00:15:10: Und es ist ja Übergang direkt vom Ali Center rüber zum Weihnachtsmarkt.
00:15:16: Also man hat dort auch Menschenströme, wo man keine Barriere da aufbauen kann.
00:15:22: können und müssen.
00:15:23: Und es ist ja auch dann festgelegt worden, dass die Stadt durch die Polizei unterstützt werden soll bei der Frage von mobilen Fahrzeugsperren.
00:15:34: Wenn das so auffällig gewesen ist, dass man da hätte reagieren sollen, muss ich sagen, das Konzept, wie die Blöcke aufgestellt werden und so weiter, ist jedes Jahr auch an die Polizeibehörde gegangen und auch in das Landesverwaltungsamt, denn hätte es ein gemeinschaftliches Dinge sein müssen, dass man sagt, also hier stimmt was nicht.
00:15:54: Hier ist eine Gefahrenquelle, die man eben auch abwehren muss.
00:16:00: Mit dem Blick auf das Geschehen, da jetzt auch im Nachgang, Sie haben schon gesagt, es gibt einen Sonderausschuss des Stadtrates, der die Geschehnisse aufarbeitet.
00:16:07: Es gibt einen Untersuchungsausschuss des Landtages, der sich mit dieser Frage beschäftigt, weil das intern wird, sicherlich geforscht und überlegt, was hätte man anders machen können.
00:16:18: Was wäre denn aus Ihrer Sicht eine richtige Form oder eine sinnvolle Form der Aufarbeitung eines solchen Geschehnisses?
00:16:25: Man muss sagen, das sind unterschiedliche Konstellationen.
00:16:27: Der Sonderausschuss der Stadt kann keine Festlegung, auch keine rechtlichen Regelungen treffen.
00:16:31: Der parlamentarische Untersuchungsausschuss kann im Ergebnis sehr wohl sagen, dass zum Beispiel auch rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, wie sie in anderen Bundesländern bestehen.
00:16:40: Der Sonderausschuss hat die Aufgabe zu sagen, wie man Sicherheitskonzepte für die Zukunft gestaltet.
00:16:46: wie man Sicherheitskonzepte möglicherweise auch zertifizieren lässt, wie man nochmal andere Personen drüber gucken lässt, weil das in den ganzen Jahren ja auch nicht fortentwickelt worden ist.
00:16:56: Das Sicherheitskonzept der Stadt, sondern nur temporär geguckt worden, ist zum Beispiel Soling-Messerstecherei.
00:17:01: Was müssen wir jetzt tun?
00:17:04: Das wird unser Ergebnis sein und ich hoffe, dass der parlamentarische Untersuchungsausschuss da andere Ergebnisse feststellt, die umgesetzt werden müssen, wo aber der Gesetzgeber gefragt ist, denke ich.
00:17:14: Aber sind diese Diskussionen über neue Sicherheitskonzepte nicht auch ein Stück weit obsolet?
00:17:19: Denn jetzt wird alles dafür getan, um solche Überfahrtanschläge zu verhindern.
00:17:24: Wenn der nächste Attentäter mit einem Messer kommt oder mit einer Bombe im Rucksack, dann helfen alle Dinge, die man jetzt diskutiert, überhaupt nicht.
00:17:31: Wenige Dinge würden dann wahrscheinlich helfen, wie zum Beispiel mehr Wachpersonal oder die Frage, ob ich Taschenkontrollen durchführen will und kann.
00:17:38: Die Frage ist, eben wollen wir das?
00:17:40: Also will ich alles einhäusen, will ich jetzt keine Veranstaltungen mehr zulassen.
00:17:45: Abgesehen vom Weihnachtsmarkt betrifft es ja auch andere Großveranstaltungen.
00:17:49: Oder muss ich sagen, wenn ich dorthin gehe, muss ich als Besucher eben leider damit rechnen, dass es ein gewisses Restrisiko geht.
00:17:57: Ansonsten muss ich zu Hause bleiben.
00:17:59: Das ist die Realität, weil ich werde nicht für alle Eventualitäten, da haben Sie vollkommen recht, Sicherheit zu hundert Prozent herstellen können.
00:18:07: Das kann ich nicht.
00:18:08: Kann nur gucken, ob ich möglichst alle Gefahrensituationen im Blick habe, die eventuell passieren könnten.
00:18:14: Wenn es einen Drohnenangriff gibt, was will ich dann machen?
00:18:17: Will ich ein Netz drüber spannen?
00:18:18: Also ich werde nicht alles verhindern können.
00:18:22: Ich hoffe ja auch, dass zum Beispiel bei der Fragestellung, ob es Gefährder gibt, da andere Strukturen auf Bundesebene geschaffen werden, weil auch das ist eine Erkenntnis, dass viele Informationen ja gar nicht da angekommen sind, wo sie hätten vielleicht sein sollen.
00:18:35: Das war nun mal ein Blick auf die Betroffenen, die unmittelbar Betroffenen des Weihnachtsmarktes.
00:18:39: Sie haben schon gesagt, der Datenschutz hat da teilweise auch ein Riegel vorgeschoben.
00:18:45: Wie kann die Stadt in Magdeburg Opfern und Betroffenen helfen oder hat geholfen und wie tut sie es aktuell vielleicht auch noch?
00:18:53: Zum einen hatten wir unverzüglich nach dem Beattentat versucht, die Menschen anzuschreiben mit den Adressdaten, die wir hatten.
00:18:59: aus der Polizeiliste und haben angeboten, dass ich für Gespräche bereitstehe.
00:19:04: Da kam relativ wenig Resonanz.
00:19:05: Ich glaube, auch die zeitliche Nähe war da ein Hemmschuh gewesen für die Betroffenen.
00:19:10: Dann haben wir mit einem zeitlichen Abstand jetzt einen Opfertreffen initiiert mit dem Land gemeinsam vor Kurzem erst.
00:19:20: Da noch mal die Möglichkeit geboten, dass man sich austauschen konnte, dass wir auch mitnehmen konnten, was möchten die Menschen?
00:19:26: Vielleicht welche Erwartungshaltung haben die an das Land, an die Stadt, an mich persönlich?
00:19:31: Und haben da auch gute Erkenntnisse daraus gezogen, dass die dankbar ist, der falsche Begriff.
00:19:38: Aber dass es auch erwartet wurde, dass man zusammenkommt, dass man sich austauschen kann, dass so ein Treffen wieder stattfinden soll.
00:19:46: viele auch sagen, okay, am zwanzigsten Dezember, wenn ihr was macht, erstattet, finden wir richtig, ob sie hinkommen werden, das ist noch offen.
00:19:55: Und wir haben ja auch die Frage der Gedenksteine für die Todesopfer mit in den Blick genommen, über ganz lange Zeit auch diskutiert, wie sollen die aussehen, welche Inschrift sollen die haben.
00:20:03: Möchten das die Angehörigen der Todesopfer überhaupt?
00:20:06: Und dann die Gedenkplatte als Zwischenstation sozusagen, um zu sagen, am zwanzigsten Dezember, um zu sagen, am zwanzigsten Dezember, soll es etwas geben.
00:20:13: wo wir uns dann auch versammeln können und gedenken können.
00:20:17: Aber
00:20:18: wir planen auch dann ein abschließendes Denkmal, was dann auch dem Anlass würdig sein soll.
00:20:24: Ich hoffe, dass wir es bis zum nächsten Jahr zum zwanzigsten Dezember auch hinbekommen, weil es ein Künstlerwettbewerb ist.
00:20:29: Und der ist ja anspruchsvoll.
00:20:31: Und man muss da eben bestimmte Aspekte jüri und ausschreiben und so weiter berücksichtigen.
00:20:36: Sie haben schon davon gesprochen, dass sie sehr viel Kontakt hatten mit Betroffenen.
00:20:41: Dann gab es dieses Treffen.
00:20:43: Welche Stimmungslage schlägt Ihnen da hingegen?
00:20:46: Also gibt es da auch Vorwürfe Richtung Stadt und sagt, ihr seid schuld, ihr hättet mehr aufpassen müssen oder ging über der Polizei?
00:20:53: Was haben Sie für eine Stimmungslage da so wahrgenommen?
00:20:55: Tatsächlich ist das keine Diskussion gewesen, also zumindest nicht mit den Menschen, mit denen ich gesprochen hatte, haben das aufgeworfen, sondern eher die Frage, dass Sie erzählt haben über Ihr Leben, wie Sie den Tag da wahrgenommen haben, wie es Ihnen jetzt geht, dann die Wünsche eben auch den Austausch.
00:21:12: hinzubekommen, also wir werden versuchende Plattformen zu generieren, damit sie sich untereinander austauschen können, weil das war glaube ich auch ein ganz wichtiger Aspekt.
00:21:21: Und ich habe, auch wenn es schwer gefallen ist, dann am Eingang auch alle begrüßt bei Handschlag.
00:21:28: um eben auch zu zeigen, dass wir als Stadt da sein wollen.
00:21:31: Und wir hatten das Angebot ja von vielen Hilfsorganisationen und auch dem Landesverwaltungsamt, dass sie dort Informationen auch einholen konnten, weil viele Dinge sind ihnen gar nicht bekannt gewesen, wo sie noch Leistung bekommen oder wer für sie Ansprechpartner sein könnte in bestimmten Situationen.
00:21:46: Also es war eine positive Stimmung, würde ich sagen, und das hat dem Mut gemacht, es wiederzumachen.
00:21:55: und Vorwürfe in der Richtung hat es zum Glück... Ich hätte damit umgehen können und müssen, gab es aber nicht.
00:22:03: Kommen wir nochmal zurück zum Anschlag selbst.
00:22:05: Welche Stimmungslage haben Sie denn in den Tagen darauf in der Stadt wahrgenommen?
00:22:12: Zum einen diesen Zusammenhalt doch empfehlender dazustehen, obwohl es auch diese Übergriffe auf Migrantische... Menschen gab in der Stadt und da auch die Forderung war, man solle auf die zu gehen, aber auch da ist Datenschutz wieder in Hemmschuh gewesen.
00:22:25: Wir haben den Umweg dann über den Integrationsbeirat gemacht und sind mit denen ins Gespräch gekommen oder ich bin mit denen ins Gespräch gekommen.
00:22:34: Dann eine recht große Zurückhaltung und die Innenstadt war relativ leergefegt.
00:22:39: Dadurch, dass ja nur auch der Weihnachtsmarkt geschlossen wurde, unverzüglich.
00:22:43: Und das Gedenken vor der Johanneskirche, das hat schon auch betroffen gemacht, also das Riesenblumenmeer.
00:22:49: Und die große Anteilnahme auch eben aus der ganzen Welt, also es sind wirklich auch Schreiben aus mehreren Ländern gekommen, aus unseren Partnerstädten.
00:22:58: Und ja, also die Stadt war quasi aus meiner Perspektive im relativen Stillstand.
00:23:07: Die Erde kurz anhält.
00:23:09: Genau, so kann man das sagen.
00:23:11: Jetzt haben Sie vorhin gesagt, es gab Vorwürfe gegen Sie, weil Sie aus natürlich nachvollziehbaren Gründen bei der Begehung am nächsten Tag nicht dabei waren.
00:23:21: Genauso habe ich Vorwürfe gelesen, dass der Bundeskanzler dabei war und warum der jetzt kommt.
00:23:26: Kann man als Politiker in so einer Situation überhaupt was richtig machen?
00:23:30: Wir können in vielen Situationen alles nur falsch machen.
00:23:33: Aber ich denke, er musste kommen.
00:23:35: Also das war, wie gesagt, der größte Anschlag mit der größten Betroffenenzahl.
00:23:41: Und da erwartet man das im Grunde schon, dass gekommen wird.
00:23:44: Und am XXI.
00:23:45: Dezember in dieser würdevollen Veranstaltung im Dom.
00:23:49: war genau die richtige Entscheidung.
00:23:50: Das hatten wir uns am zwanzigsten Rande der Pressekonferenz so vereinbart, dass das der Rahmen wäre.
00:23:57: Da sind ja die Politiker sehr zurückhaltend gewesen.
00:23:59: Sie sind nicht in die Vordergrund getreten, aber dass sie da waren, finde ich, das gehört sich einfach so, bei diesem Ereignis.
00:24:06: Was glauben Sie, wie kann sich Magdeburg von diesem Trauma, von diesem Schock wieder befreien?
00:24:11: Ich nehme unterschiedliche Strömungen wahr.
00:24:13: Es gibt viele Menschen, die... wahrscheinlich jetzt einfach wieder leben wollen und die nicht darüber diskutieren möchten, dass die Stadt sich jetzt hier zurückzieht aus Veranstaltungen.
00:24:23: Und es gibt natürlich die anderen, die wahrscheinlich eher mit den Betroffenen in Kontakt sind, die sagen, also sie verstehen nicht, warum jetzt hier wieder Halligallige stattfindet.
00:24:33: Es ist jetzt ein Abwägungsprozess.
00:24:35: Wie weit geht man mit der Veranstaltungskultur?
00:24:39: Wie viel lässt man tatsächlich zu?
00:24:41: Und auch da werden sie es nicht jedem recht machen können.
00:24:44: Ich glaube aber, wir müssen einfach wieder auch nach vorne blicken und müssen das Leben in der Stadt weiterhin bunt gestalten.
00:24:49: Die Kulturnacht zum Beispiel ist so ein Zeichen gewesen, wo Magdeburg und Magdeburger eben auch wieder unterwegs waren und sie haben einfach das Leben genießen wollten.
00:24:58: Ohne die Opfer betroffenen in den Hintergrund zurück, aber der Weihnachtsmarkt ist natürlich auch für die Stadt Magdeburg ein enormer Wirtschaftsfaktor.
00:25:07: Das ist das größte Weihnachtsfest in ganz Sachsen-Anhalt mit mehr als eins, fünf bis zwei Millionen Besuchern.
00:25:14: Was glauben Sie, wie wird die Stimmungslage und die Besucherzahl und die Wahrnehmung vielleicht in diesem Jahr erfolgen?
00:25:23: Zum einen ist ja die Aufstellung des Weihnachtsmarktes anders geplant.
00:25:26: Es wird also nicht das gleiche Erscheinungsbild sein, wie im letzten Jahr, um eben auch den Opfern und den Angehörigen recht zu werden.
00:25:33: Zum anderen glaube ich schon, dass der eine oder andere nicht kommen wird, der sonst dem Markt besucht hat und aus dem gibt es in der Stadt der weitere Angebote, sodass man durchaus Ausweichmöglichkeiten hat.
00:25:43: Für Kinder ist es natürlich das einzige Angebot mit Karussells und mit dem Weihnachtsmann.
00:25:50: Und da hoffe ich schon, dass Kinder Augen dann auch strahlen können, trotz dieses schlimmen Geschehen zum letzten Jahr.
00:25:59: Ich denke, die Besucheranzahl wird ein Stück zurückgehen.
00:26:01: Ich selber bin da auch noch nicht so sicher, ob ich den besuche und aus welchem Anlass.
00:26:08: Der Weihnachtsmarkt wird ja von der Weihnachtsmarkt GmbH, der Hauptgesellschaft, da ist die Stadt Magdeburg.
00:26:13: und hat damit natürlich auch maßgeblichen Einfluss auf Art, Weise, Dauer, Erscheinungsbild, welche Hinweise geben Sie vielleicht für dieses Jahr, Sie persönlich oder übrigens auch die Vertreter in der Weihnachtsmarkt geben, um ein entsprechendes, würdiges und angemessenes Weihnachtsmarkt zu veranstalten?
00:26:34: Wir haben die Hinweise sehr frühzeitig gegeben, zum Beispiel wird die Hartstraße frei.
00:26:38: gelassen, da wird also keine Bude aufgestellt.
00:26:42: Wir werden das Angebot machen in der psychosozialen Beratung.
00:26:45: Es wird also dort Helfer und Helferinnen geben, die für Gespräche bereit stehen und das auch für eine ganz lange Zeit.
00:26:54: Wir haben, wie gesagt, die Aufstellung dort gebeten, dass man das verändert, sodass eben auch diese gerade Zufahrtsschneise nicht mehr existiert.
00:27:03: Die Blöcke werden anders aufgestellt, es werden eben bestimmte Sicherungsmaßnahmen zusätzlich noch ergriffen, sodass die Blöcke eben auch an der Zufahrtsstelle weiter hinten stehen, sodass man die Überwegung nutzen kann.
00:27:16: Und der zwanzigste Dezember, das ist auch Beschlusslage im Stadtrat, da wird unser Weihnachtsmarkt, der städtische Weihnachtsmarkt, in Anführungsstrichen nicht geöffnet haben.
00:27:26: Trotz aller wirtschaftlicher Faktoren ist es einfach open muss.
00:27:30: Und wir werden die Gedenkveranstaltung an diesem Tag dann in der Johanneskirche mit Übertragung nach draußen, weil wir nicht wissen, wie viele Menschen da auch auftauchen werden und kommen werden, dann stattfinden lassen.
00:27:41: Das haben Sie gerade gesagt, Sie sind sich auch noch nicht sicher, ein guter Bekannter von mir.
00:27:46: Ich habe es glaube ich hier in dem Podcast auch schon mal gesagt, hat gesagt eigentlich müssen wir dafür sorgen, dass dieses Jahr bei dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg, zwanzig Prozent mehr Besucher kommen statt zwanzig Prozent weniger, weil ansonsten hätte der Terror gewonnen.
00:28:01: Meine Aussage fußt auf, dass ich auch nicht weiß, wie die Menschen das einstufen, wenn ich jetzt da tatsächlich feiern würde auf dem Weihnachtsmarkt.
00:28:10: Ich glaube, das wird der Situation insgesamt nicht gerecht.
00:28:14: Also für mich persönlich fühlt sich das nicht richtig an.
00:28:16: Sicher werde ich mal, ich muss ja sowieso aus meinem Ausgang da über den Weihnachtsmarkt zumindest ein Stück weit auch mal anhalten, mit den Leuten ins Gespräch kommen, aber jetzt so wie sonst mit meinen Freundinnen da ausgelassen.
00:28:30: vielleicht beim Glas Blühwein über den Markt zu gehen, das werde ich dies ja wahrscheinlich nicht machen.
00:28:35: Magdeburg hatte, nehmen wir mal das vergangenen Jahr, ein Teil in diesem Jahr auch große, neben dem Weihnachtsmarkt eine andere große, negative Nachrichten mit sich zu nehmen, nämlich Intel kommt nicht, dann war der Anschlacher auf dem Weihnachtsmarkt, dann fallen die Brücken in Magdeburg zusammen oder sind kurz davor und müssen repariert werden.
00:28:55: Wie kann man denn überhaupt den Magdeburgern und den Besuchern noch ein bisschen Freude und Zuversicht... geben für die nächsten Tage, Wochen und Monate?
00:29:03: Ich würde einen Grundoptimismus bauen.
00:29:07: Mit den Brücken haben wir ja auch relativ schnell die erste Behelfsbrücke hinbekommen.
00:29:11: Wir werden auch die anderen zwei Brücken schnellstens ertüchtigen mit Behelfsbrücken.
00:29:15: Und der Verkehrnerstadt hält sich relativ in Grenzen.
00:29:18: Natürlich zur Stoßzeiten ist es sehr unangenehm, im Auto zu fahren.
00:29:22: Aber ich stelle auch fest, dass viele auf dem Fahrrad ausgewichen sind.
00:29:26: Und ja, also wir haben schon so viel auch hinbekommen, sodass ich glaube, dass wir da auch vorankommen und dass der Staat auch hinbekommen werden.
00:29:35: Also wenn alle mitziehen und nicht nur immer alles kritisieren und schimpfen und meckern, also auf den Straßen begegnen wir da auch viel Zuspruch, muss ich sagen.
00:29:44: Also in den sozialen Medien finde ich das grenzwertig, weil da ist man auch anonym.
00:29:48: Und immer dann, wenn man demjenigen anbietet, überkommen doch ins Rathaus, reden mit mir von Auge zu Auge, dann ist In der Regelruhe, ja.
00:29:55: Aber ich reagiere auch nicht auf die Kommentare.
00:29:57: Ich
00:29:57: habe schon gesagt, Sie sind eine sehr erfahrener Verwaltungsfrau seit vielen Jahrzehnten.
00:30:03: Trotzdem ist Ihnen viel über Magdeburg hereingebrochen.
00:30:05: Ich habe es eben schon gesagt, obendrauf kam jetzt, wie sagt der Anschlag, gab es für Sie auch mal einen solchen Moment, zu sagen, ich werfe einfach mal alles hin.
00:30:12: Nein.
00:30:12: Nein.
00:30:13: Absolut nicht.
00:30:13: Wirklich nicht tief in sich drin.
00:30:14: Also ich meine, das kann nicht mehr so sehr aus politischer Verantwortung, sondern weil natürlich der Druck auf eine Person sehr groß ist.
00:30:22: Das kann ich mir vorstellen, sehr groß ist.
00:30:24: Ich denke, ich bin stark genug, um das auszuhalten.
00:30:27: Und was würde es bringen, hinzuschmeißen?
00:30:29: Also, ich bin das auch, denke ich, die Mitarbeitern schuldig, dass wir jetzt da weiter an den Themen arbeiten.
00:30:36: Sie haben uns unsere Abschlussfrage schon aus der Hand genommen, in dem Sie uns verraten haben, ob Sie den Markt besuchen werden, bzw.
00:30:42: in welcher Form, der ein bisschen andere, wenn Sie jetzt eine Zeitmaschine hätten.
00:30:48: Und Sie könnten zurückreisen zum, sagen wir mal, ersten Oktober, zwei Tausend vierundzwanzig.
00:30:53: Was würden Sie da machen?
00:30:55: Schwer zu sagen.
00:30:56: Also hinterher ist man immer schlauer, was hätte man anders machen können?
00:31:01: Wie gesagt, man hat es ja auch in den Medien gelesen, er hat auch schon woanders geguckt, etwas zu tun.
00:31:09: Ich hätte möglicherweise dafür sorgen wollen, dass man solche Menschen anders in den Blick nimmt und dass wir mehr Informationen auch gehabt hätten, um reagieren zu können.
00:31:18: Aber ich glaube, er ist auch nicht der einzige, der so unterwegs ist.
00:31:21: Was erwarten Sie sich denn jetzt vom Untersuchungsausschuss und vom Prozess?
00:31:26: Von dem Untersuchungsausschuss hatte ich schon angedeutet, würde ich mir erwarten, dass im Ergebnis klare Regelungen für Großveranstaltungen, für Veranstaltungen in allen Städten und Gemeinden getroffen werden, nicht nur eine Handlungsleit fahren, sondern klare rechtliche Regelungen, dass wir noch intensiver mit der Polizei zusammenarbeiten können und da auch konkrete Hinweise kommen, was bei bestimmten Sicherheitsmaßnahmen erforderlich ist.
00:31:53: Und von dem Prozess wird Ich mir wünschen, dass es so schnell wie möglich zu Ende ist und dass wir nicht so viele Sicherheitsprobleme bekommen werden, die erwartet werden, weil es sicherlich auch Demonstrationen vor der Halle geben wird und der ostelwische Stadtteil ist ohnehin schon verkehrstechnisch sehr belastet, dass das an uns, sagen wir mal, glimpflich vorbeigeht und im Ergebnis kann es nur ein Ergebnis geben, eine Verurteilung.
00:32:21: Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren und sich unseren Fragen geschält haben.
00:32:26: Gerne.
00:32:26: Und wir haben es ja schon angedeutet, oder wir haben ein paar Themen heute angedeutet, wie sind zum Beispiel Ärzte, Ärztinnen, Ersthelfer mit dieser Situation umgegangen?
00:32:38: Was hat dieser Anschlag mit Großveranstaltungen in Sachsen-Anhalt gemacht?
00:32:43: Und darüber werden wir auch in unseren kommenden Folgen hier vom Podcast drei Minuten Terror noch berichten.
00:32:50: Nächste Woche geht es weiter und bis dahin sagen wir Tschüss.
00:32:54: Stefan W. Westweil.
00:32:55: und Röner Schweinge.
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